Was können wir tun, um Wassermassen, die weit über 100 jährliche Ereignisse hinausgehen (200/220/240mm pro m2 in kurzer Zeit), zu bewältigen? Erste Lehren aus den Ereignissen in Deutschland und folglich auch in einigen Orten Niederösterreichs von Mitte Juli 2021!

In Aggsbach-Dorf sind – so wie in vielen Gemeinden Niederösterreichs – Mitte Juli mehrere Gerinne aus dem Hinterland derart angestiegen, dass es zur Katastrophe kam und ein an sich nach allen Regeln der Wasserbaukunst ausgebauter Bach, der wenig später in die Donau mündet, weit über die Ufer trat. Nicht nur massive Schäden, sondern auch der für alle unvermutete und so kurzfristige Wassereinbruch, der alle bisher bekannten Höhen in den Schatten stellte, waren und sind dramatisch, wie Bilder der regionalen Medien zeigen:

Zum Glück haben die Regenereignisse in Niederösterreich keinen Personenschaden gefordert und weil´s eingespielt, viele Male geübt und vorbereitet ist, war auch von der Einsatzorganisation bis hin zur Schadensabwicklung und den Zahlungen aus dem Katastrophenfonds – auch in Aggsbach Dorf – alles rasch und mit hoher Perfektion zum Wiederaufbau am Laufen – selbst wenn viele „Wunden noch lange zur Heilung brauchen werden!“ Danke dafür auch dem gesamten Team rund um den örtlichen FF Kommandanten Markus Kaufmann, dem Bürgermeister von Schönbühel-Aggsbach Erich Ringseis bzw. den Vertretern des Landes rund um LHStv. Stephan Pernkopf!

Bleibt die Frage für uns Verantwortungsträger: Wie in ZUKUNFT umgehen mit diesen enormen Ereignissen, wo selbst 100 jährliche Schutzmaßnahmen zwecklos erscheinen?

Ich glaube, diese Frage hat 2 Dimensionen; Einerseits: „Wissen wir überhaupt, was passiert, wenn´s noch höher kommt?“ Und andererseits- und das leitet sich daraus ab: „Wo ist die Grenze des noch realistisch schützbaren?“

Ich komme selbst aus einer Donaugemeinde mit einem 100 jährlichen Hochwasserschutz für 80 Häuser und habe mir oft schon die Frage gestellt: „Was ist, wenn das alles eines Tages nicht mehr reicht?“ Ein historisches Ereignis aus dem Jahr 1501 wird da für Ardagger überliefert, wonach die Donau noch rund 1,5m über dem heutigen HQ100 Wasserspiegel hoch war.

Es braucht größtmöglichen Schutz aber auch den realistischen Blick auf das unvorhergesehene Ereignis!

Es ist natürlich auch weiterhin unsere Aufgabe, alle möglichen Schutzmaßnahmen – und dazu zähle ich neben Dämmen und Rückhaltebecken auch die Baufreimachung und Absiedelung von Objekten – durchzuführen. Es wird weiterhin notwendig sein, die Einsatzbereitschaft im Katastrophenfall sicherzustellen oder die Alarmierungsketten – auch bei Strom- und Funkausfall – zu garantieren ………

Wir dürfen aber die Augen auch vor dem unvorhergesehen Ereignis nicht verschließen und müssen auch Modellrechnungen für jene Fälle anstellen, wo weit über dem 100 jährlichen Ereignis auch das Unvorhergesehene eintreten kann: Weil es vielleicht wirklich kleinräumig über 200mm/m2 in kurzer Zeit regnet oder weil eine Verkettung unglücklichster Umstände (Verklausungen, Stromausfall, Steuerungsausfall usw.) den unmöglich erscheindene Supergau auslöst. Nicht, weil wir uns als Gemeinde davor schützen könnten, sondern einfach um auch als Verantwortungsträger diesen Fall vor Augen zu haben und selbst für den Fall des unabwändbaren Ereignisses Notfallszenarien parat haben! Mit Mitteln der digitalen Geländemodelle sind auch Abflussmodellierungen machbar und zumindest ersichtlich gemacht werden kann, wo dann Wasser plötzlich daher kommt……..